Im Kindergarten „Bummi“ und im Amthordurchgang
Astrid Rothe-Beinlich hält sich regelmäßig Tage frei, um sich in Thüringen umzuschauen, Experten und Betroffene zu treffen. Am 14. September war sie deshalb in Ostthüringen unterwegs.
Erste Station war die Kindertagesstätte „Bummi“ in Bad Köstritz. (Bild) Derzeit werden dort 125 Kinder in einem durchdachten, lichtdurchfluteten Neubau (eröffnet 2001, mit Erweiterung 2011) betreut. Beinahe wären wir zum großen Fest gekommen – 50 Jahre Kindergarten in Köstritz und 20 Jahre mit dem Träger AWO KV Greiz stehen in wenigen Tagen an.
Die bauliche und einrichtungstechnische Gestaltung des Kindergartens und die großen Außenflächen fielen sehr positiv auf – sie sind sehr kindgerecht und strukturiert. Bemerkenswert ist auch die Vollverpflegung, die in dem Kindergarten in Kooperation mit einem Versorger aus Köstritz geboten wird. Unter den Kindern befinden sich auch zwei Kinder mit besonderem Förderbedarf, teilte die Leiterin mit, Inklusion wird gelebt. Kinder von Geflüchteten gibt es dort nicht, das dürfte auf die restriktive Verteilung von Geflüchteten im Landkreis Greiz zurückzuführen sein. Im Gegensatz zu anderen Kreisen ist dezentrale Unterbringung hier nicht angesagt. Mit der benachbarten Grundschule bestehen ebenso gute Kontakte wie mit dem Landessportbund, der Kindergarten trägt nicht ohne Grund den Titel bewegungsfreundliche Kita.
Intensiv diskutiert haben Astrid Rothe-Beinlich und die Kindergartenleiterin, Frau Edel, die Auswirkungen der gerade diskutierten Novelle des Thüringer Kindertageseinrichtungsgesetzes (KitaG). Ein Betreuungsschlüssel von 1:14 ab 2018, bzw. 1:12 ab 2019 würde Kindern und ihren ErzieherInnen sehr helfen.
Zweite Station des Tages war die Bildungs- und Gedenkstätte Amthordurchgang in Gera. Nur noch das Torhaus der ehemaligen Haftanstalt (von 1933-1989) ist heute erhalten. Ein großer Teil der eigentlichen Haftanstalt wurden in den 90er Jahren abgerissen. Der Vorsitzende des Trägervereines, Frank Karbstein gab uns einen Einblick über die umfangreiche Tätigkeit des Vereines und seiner zwei Mitarbeiterinnen bei Bildung, Erinnerung und Aufarbeitung. Neben der Arbeit mit Zeitzeugen und Betroffenen wie ehemaligen Häftlingen der Stasi-Haftanstalt sind Schülerinnen und Schüler die wesentliche Zielgruppe. Karbstein hob hervor, dass sie seit zwei Jahren dank der Förderung aus der Staatskanzlei mehr leisten können, als zuvor nur mit Projektförderung. Dank guter Partnerschaft mit der Landeszentrale für politische Bildung, der Außenstelle Gera des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), der Bundesstiftung Aufarbeitung und im Rahmen des Geschichtsverbundes Thüringen sei man gut aufgestellt. Seitens der Stadt Gera gäbe es eine ideelle Unterstützung.
Aktuell sei man dabei, eine neue Konzeption für die Bildungs- und Gedenkstätte zu erarbeiten. Von eine rein analogen Umsetzung der Bildungs- oder Aufarbeitungarbeit kann aber schon länger nicht mehr gesprochen werden. Die meisten Kommentare und Anregungen bekämen sie heute über soziale Netzwerke. Die „Digitale Gedenkstätte“ sei als ein neues Projekt gerade im Entstehen.
Der fachliche Austausch drehte sich im folgenden um die Frage der Zukunft der drei Außenstellen des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, inwieweit nicht auch eine Zusammenführung der Aufgaben am historischen Ort (Amthorduchgang) möglich wäre. Schon jetzt kann man Anträge auf Akteneinsicht dort stellen, diese werden zur Außenstelle des BstU (im Behördenzentrum in der Hermann-Drechsler-Straße, eröffnet 1986 als MfS-Zentrale für den Bezirk Gera) weitergeleitet.
Ein intensiver Austausch erfolgte auch über die Rehabilitationsgesetze. Man war sich einig, dass diese entfristet werden sollte und für Opfergruppen wie SchülerInnen neu justiert werden müssen.
Fazit: Der Austausch mit den Praktikern zeigte erneut, rot-rot-grün sind mit ihren Initiativen auf dem richtigen Weg.
veröffentlicht am 17.09.2017
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