438 Tage NSU-Prozess. Eine theatrale Spurensuche.

Das Kunstfest Weimar zeigt 10 Jahre nach der Enttarnung der 3 Haupttäter*innen des NSU bis 11. September ein dokumentarisch-performatives Reenactment des NSU-Prozesses am OlG München.

In den Fokus rücken dabei die Opfer sowie die Leerstellen in der Aufklärung. Die Textfassung stammt von Tuncay Kulaoglu. Am 26. August durften neben professionellen Schauspieler*innen auch Steffen Dittes (LINKE) und Astrid Rothe-Beinlich (Grüne) Rollen von Prozessbeteiligten übernehmen.

Thema war das Schicksal der Familie von Enver Simsek. „Mir kam dabei die Rolle der Rechtsanwältin der Nebenkläger, Seda Basy Yildiz zu. Dieses Format gab mir die Möglichkeit, mit dem Plädoyer aus Sicht der Familie der Opfer die furchtbaren rechtsextremen Terrorakte noch einmal ganz anders wahrzunehmen. Die Atmosphäre des Gerichtssaals war bedrückend und bewegend zugleich. Mein Dank gilt den Initiator*innen, die uns eine solche aktive Teilhabe ermöglicht haben.“

Im Anschluss an das Reenactment folgte zunächst ein Gespräch von Birgit Mir mit der aus der Türkei zugeschalteten Tochter von Enver Simsek, Semiya, die berichtete, wie es ihrer Familie in diesen elf furchtbaren Jahren bis zur Aufklärung und nach dem Prozess ging und geht. Danach folgte eine Podiumsdiskussion rund um die Untersuchungsausschüsse zum NSU und die daraus resultierende Enquetekommission Rassismus, wie sich die Situation rechter Gewalt und Rassismus heute darstellt, ob und was sich geändert hat und vor allem, was zu tun bleibt.

Einig waren sich alle Beteiligten in dem Wissen, dass Rechtsextremismus und Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft entstammen und es deshalb besonders wichtig ist und bleibt, antifaschistisches und antirassistisches Engagement zu stärken und Minderheiten konsequent zu schützen. Aufarbeitung auch und gerade mit Blick auf institutionelles Versagen wird noch lange eine unserer Aufgaben bleiben.

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