Astrid Rothe-Beinlich: Ambivalenz deutscher Geschichte mahnt uns
Am morgigen 9. November jährt sich bereits zum 78. Mal die Reichspogromnacht, die Mord, Zerstörung, Misshandlung und in der Folge die gezielte Tötung von Millionen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger mit sich brachte.
„Für uns als bündnisgrüne Fraktion ist dies Auftrag und Verpflichtung zugleich, die Erinnerung wach zu halten für die Zukunft und auch und gerade in der heutigen Zeit die demokratischen Abwehrkräfte gegen jedweden Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus zu stärken. Wir dürfen niemals vergessen, dass dieser von den Nazis verherrlichend als „Reichskristallnacht“ bezeichnete Tag ein terroristisches Fanal auf dem Weg in den Holocaust darstellte. Umso bitterer ist es, zu erleben, wie neue und alte Nazis den 9. November und seine ambivalente Geschichte missbrauchen, um an ebendiesem Tag unweit zum Gedenken an die Deportationen von Jüdinnen und Juden in Jena mit Fackeln aufmarschieren zu wollen. Dies erfüllt mich mit Scham und Wut und hier erwarte ich, dass ganz genau hingeschaut wird, was dort passiert. Dies sind wir auch und gerade den Opfern und Überlebenden des Holocaust schuldig„, so Astrid Rothe-Beinlich, Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Sprecherin für Aufarbeitung.
Der 9. November steht wie kein anderer Tag für die Ambivalenz deutscher Geschichte. Mit ihm verbunden sind schier unermessliches Leid und daraus resultierend auch Verantwortung für die Gräueltaten der Nazis. Zugleich steht der 9. November 1989 für die Kraft der friedlichen Revolution, die schließlich die tödliche Mauer und damit den Unrechtsstaat DDR zum Einsturz brachte.
„Auch daran gilt es dankend zu erinnern. Erschreckend viele Menschen können mit dem Datum nichts wirklich anfangen. Dies zeigt, dass es dringend mehr politischer und historischer Bildung bedarf. Nur wer um seine Wurzeln weiß, kann in Verantwortung Zukunft gestalten. Dazu gehört auch, rechten und rassistischen Stimmungsmachern niemals den Slogan der friedlichen Revolution zu überlassen, der von der Straße kommend aber niemals vom Pult skandiert lautete: ‚Wir sind das Volk’“, schließt Rothe-Beinlich.
veröffentlicht am 08.11.2016
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Rassismus und Populismus mahnen zur Sorge
Heute wurde der Thüringen Monitor für das Jahr 2022 durch Prof. Dr. Marion Reiser im Rahmen der Regierungsmedienkonferenz vorgestellt. Die diesjährige Untersuchung setzt einen Schwerpunkt in der politischen Kultur in Stadt und Land und damit verbundener Demokratiezufriedenheit. Dabei wurden deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land festgestellt. Außerdem wurde im Erhebungszeitraum zu Beginn der Energiepreiskrise eine massive Unzufriedenheit mit demokratischen Teilhabemöglichkeiten und der Demokratie konstatiert. Während rechtsextreme Einstellungen stagnieren, wird eine Zunahme populistischer und rassistischer Einstellungen festgestellt.
Teilen mit:
Gefällt mir:
Weiterlesen »
Neues Amt für Migration und Integration schafft menschenrechtsorientierte Flüchtlingspolitik in Thüringen
Astrid Rothe-Beinlich, migrationspolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, erklärt dazu: „Wir Bündnisgrüne fordern schon lange ein solches Amt für Migration und Integration, denn die in Thüringen bestehenden Strukturen und Zuständigkeiten erfüllen nicht unsere Anforderungen an eine menschenrechtsorientierte Flüchtlingspolitik. Es ist wichtig, dass alle migrationsspezifischen Aufgaben unter einem Dach bearbeitet werden, insbesondere die Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden, die Gewährung von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und die Förderung von Integrationsangeboten. Ebenso übernimmt das Amt die Rolle einer zentralen Ausländerbehörde und ist somit zuständig für die Bearbeitung von Visumanträgen im Zusammenhang mit der Gewinnung von dringend benötigten Fachkräften. Diese Neuordnung gewährleistet in diesen Bereichen trotz hoher Zuzugszahlen einen qualitativ hohen Standard.“
Teilen mit:
Gefällt mir:
Weiterlesen »
Grüne Fraktion zum Tag der Befreiung
Am 8. Mai jährt sich die Befreiung und die bedingungslose Kapitulation Nazideutschlands zum 78. Mal. Dazu erklärt Astrid Rothe-Beinlich, Fraktionsvorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag: „Der Jahrestag der Befreiung ist für uns ein Grund zur Freude, denn er markiert nicht nur das Ende des Krieges, sondern ebenso das Ende von Terror und Verfolgung. Aber er erinnert uns auch immer wieder schmerzlich an die Millionen Opfer der Nazidiktatur und an all jene, die Widerstand geleistet haben und deshalb bis heute unseren Respekt verdienen. Wir alle müssen diesen Tag als Mahnung und Verpflichtung verstehen, sich für eine Welt ohne Faschismus und Rassismus einzusetzen.“
Teilen mit:
Gefällt mir:
Weiterlesen »