Astrid Rothe-Beinlich und Olaf Müller: Fürsorgearbeit wird zu oft übersehen und unterschätzt
Am 29. Februar findet alle vier Jahre der ‘Equal Care Day‘ statt. Er ist damit die meiste Zeit ebenso unsichtbar wie die Care-Arbeit, die oft nicht wahrgenommen und nicht bezahlt wird. Die Initiative ‘Equal Care Day‘ will darauf aufmerksam machen, dass Sorgearbeit in die Berechnung von Wertschöpfungsketten einbezogen werden muss.
Dieser Aktionstag symbolisiert darüber hinaus aber auch das Verhältnis von 4:1 bei der durchschnittlichen Verteilung der Care-Arbeit: Männer bräuchten rechnerisch etwa vier Jahre, um dieselben privaten, beruflichen und ehrenamtlichen Fürsorgetätigkeiten zu erbringen wie Frauen in einem Jahr!
Dazu erklärt Astrid Rothe-Beinlich, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen:
„Fürsorgearbeit wird viel zu oft für selbstverständlich gehalten, übersehen und vielfach unterschätzt. Sie ist für uns alle lebensnotwendig und lässt sich auch nicht einfach durch digitale Hilfsmittel ersetzen. Und doch wird Fürsorgearbeit nicht als wertschöpfende Leistung anerkannt. Finanziell benachteiligt sind demzufolge leider alle, die sich privat oder beruflich für Care-Arbeit entscheiden bzw. entscheiden müssen.“
Care-Berufe in der Pflege, Erziehung und Hauswirtschaft werden zudem grundsätzlich zu niedrig entlohnt. Hinzu kommt, dass private Fürsorgepflichten häufig erfordern, dass die Pflegenden nur noch in Teilzeit arbeiten können oder ihren Beruf gar ganz aufgeben.
„Es sind vor allem Frauen, die Verantwortung für das Wohlergehen von Familien übernehmen. Sei es im Alltag mit Kindern oder bei der Pflege von Eltern und Angehörigen: Damit sorgen sie dafür, dass Gesellschaft, Unternehmen und unser marktwirtschaftliches System funktionieren! Aber Eltern- und Pflegezeit tauchen nirgendwo in einer wirtschaftlichen Gesamtrechnung auf und wirken sich so gut wie gar nicht auf die Rentenzahlungen aus“, kritisiert auch Olaf Müller als arbeitspolitischer Sprecher.
Und noch einen Aspekt führt der Arbeitspolitiker an: „Sorgearbeit, insbesondere körpernahe Sorgearbeit, wird inzwischen oft an Frauen aus Ländern mit einem niedrigeren Lohnniveau “ausgelagert“. Dieses System sorgt in den Herkunftsländern der in Deutschland pflegenden Frauen wiederum für eine Care-Lücke.“
„Dazu braucht es gesellschaftliche Veränderungen und Prozesse: Der Begriff ‘Care’ muss in seiner umfassenden Bedeutung anerkannt werden. Wir fordern eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung sowie eine bessere monetäre Anerkennung von Sorgearbeit und fordern, dass in diesen Zusammenhängen Altersarmut und demografische Veränderungen ebenso, wie gesellschaftliche Teilhabe mitgedacht werden“, so Astrid Rothe-Beinlich dazu und gibt außerdem zu bedenken: „Aufgaben der Fürsorge und Pflege müssen gleichmäßiger auf alle Menschen gleich welchen Geschlechts verteilt werden. Dafür braucht es passende arbeitsrechtliche Regelungen und gesellschaftspolitische Bedingungen, die der Bedeutung von Fürsorgearbeit den nötigen Raum geben.“
Auch der 8. März steht in diesem Jahr für uns ganz im Zeichen von #WhoCares. Dazu startet unter diesem Motto bereits am 02. März eine bundesweite Kampagnenwoche, an der sich auch alle grünen Fraktionen beteiligen.
Bei Rückfragen: Pressesprecher Christian Herrmann, Tel. (0361) 37 72654, (0151) 40 20 69 05
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Einigung beim Schulgesetz in Thüringen
Im Thüringer Landtag wurde heute nach intensiven Beratungen in einer Sondersitzung des Bildungsausschusses ein Kompromiss zur Änderung des Thüringer Schulgesetzes erzielt. Die Verhandlungen, die seit 2022 zwischen den Fraktionen von Rot-Rot-Grün sowie CDU und FDP stattgefunden haben, ermöglichen nunmehr einen Minimalkonsens und schaffen Rechts- und Planungssicherheit für unsere Schulen.
Teilen mit:
Gefällt mir:
Weiterlesen »
Thüringen ist offen für Zukunft: Vielfalt und Willkommenskultur leben, Teilhabe und Arbeit ermöglichen, Rassismus und Antisemitismus ächten
Thüringen wird in den nächsten Jahren fast ein Zehntel seiner Einwohnung verlieren. Das sagen uns
alle demografischen Berechnungen deutlich. Aber: Thüringen gewinnt zugleich Menschen, die aus
den unterschiedlichsten Gründen neu zu uns kommen, sei es, weil sie als Fachkräfte, für Studium und
Ausbildung zu uns kommen, Familienangehörige bereits in Deutschland leben, oder aber, weil sie
aufgrund der Situation in ihren Herkunftsländern vor Krieg, Vertreibung, Ausgrenzung oder
Diskriminierung fliehen. Wir wollen nach Deutschland kommende Menschen willkommen heißen und
mit ihnen gemeinsam ein lebens- und liebenswertes Land gestalten. Wir bekennen uns zu einer
Gesellschaft, die auf Offenheit, Solidarität und Vielfalt basiert. Migration ist längst eine Lebensrealität
unserer Gesellschaft und bringt kulturelle Bereicherung sowie gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Mehrwert. Doch um zu einem gelingenden Miteinander zu kommen und Thüringen gerecht und
zukunftsfähig zu gestalten, braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess und
insbesondere folgende Bausteine:
Teilen mit:
Gefällt mir:
Weiterlesen »
Grüne Fraktion wirbt erneut für Schlüsselverbesserung und Fachkräftesicherung
„Unser Dank gilt zuerst einmal mehr der Allianz für Fachkräfte, die heute vor dem Bildungsausschuss erneut eindringlich um eine Einigung für eine Verbesserung der Qualität in unseren Kindergärten geworben hatte. Unser Angebot liegt auf dem Tisch. Wir wollen den Schlüssel für die 3-6-Jährigen auf 1:12 vereinheitlichen und auch nur noch zweimal jährlich Stichtage festhalten, damit nicht jeden Monat neu errechnet werden muss, wie viele Arbeitsstunden eine Fachkraft hat. Diese Schlüsselverbesserung hätte auch zur Folge, dass alle Fachkräfte trotz des Rückgangs der Kinderzahlen im System gehalten werden können.“
Teilen mit:
Gefällt mir:
Weiterlesen »